Logan – The Wolverine Kritik. Der erste gute Wolverine-Film?

Logan The Wolverine Dafne Keen als X-23

(Die folgende Logan – The Wolverine Kritik enthält wie immer keine Spoiler!)

„I hurt myself today…“ – Schmerz ist wohl das beste Motiv für Logan. Der Trailer hat uns mit dem dritten Film mit Wolverine als Protagonisten nicht angelogen.

Meine Güte, was habe ich gestaunt, als der erste Trailer zum finalen Wolverine-Film erschien. Sollten die Fans nun endlich einen würdigen Film zu ihrer liebsten Zigarre-rauchenden Brüllmaschine bekommen? Könnte dies nun endlich der eine definitive Film zu Wolverine sein?

Verdient hätten die Fans es schon, da viele die letzten beiden Male sicher bereut hatten, Geld für die beiden Vorgänger ausgegeben zu haben.

X-Men Origins: Wolverine gilt immerhin bis heute als eine der miesesten Comicverfilmungen überhaupt und wird heute mehr wie ein Entstellter in einer Freakshow betrachtet. The Wolverine war zwar ein Schritt in die richtige Richtung aber immer noch Meilenweit davon entfernt, einem der beliebtesten Mutanten des X-Men-Universums wirklich gerecht zu werden.

Logan Hugh Jackman
Tja, und nun haben wir eben Logan. Nicht X-Men: Wolverine The Final Chapter in Super 3D… Nein, einfach nur Logan. Sehr angenehm. Auch angenehm ist, dass wir endlich in einem Wolverine-Film das Blut spritzen sehen, wie es sich eben gehört (Deadpool sei es gedankt!).

Logan ist nicht mehr Wolverine. Die Tage der X-Men und generell die Tage der Mutanten sind vorbei. Es werden keine neuen Mutanten geboren und die, die noch übrig sind werden von der Regierung gejagt. Nicht das originellste Setting (Days of Future Past hat da ja neue Maßstäbe gesetzt) aber mir geht es schließlich um die Inszenierung und da kann Logan über große Strecken hinweg ordentlich punkten! Dazu trägt auch die alte Garde bei, bestehend aus Logan und Professor X.

Die Entwicklung dieser beiden Figuren ist nun soweit fort geschritten, dass sie nur noch ein Schatten ihrer selbst sind. Beide Figuren haben schlimmes erlebt und sie sind am Tiefpunkt ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit angelangt.

Logan Patrick Stewart Professor X

Großartig! Genau das erwarte ich von einem würdigen Finale! Vor allem war es schon zu sehen, dass Hugh Jackman eben nicht nur den schreienden Wolverine verkörpern kann, sondern die Rolle glaubhaft weiterentwickelt hat. Man spürt seinen Schmerz und seine Verluste und man will ihm jeden kleinen Funken an Frieden gönnen, den er finden kann.

Wer hier aber jedem die Show stiehlt, ist die Jungdarstellerin Dafne Keen als X-23. Holla die Waldfee, dieses Kind ist der Wahnsinn. Jede Szene mit ihr ist ein Highlight. Seien es die großteils stillen Szenen oder die Actionszenen.

Und ihre Action hat mir den Atem geraubt. Diese Aggressivität in Verbindung mit ihrer Agilität und ihrem Geschrei hat mich in meinen Sitz krallen lassen (leider ohne Adamantium).
Aber vor allem hat sie bei mir trotz der Tatsache, dass sie eine absolute Killermaschine ist, ein hohes Maß an Mitleid geweckt. Sie wurde geboren um zu töten, wurde nie sozialisiert und man sieht an so vielen Stellen, dass X-23 eigentlich nur ein Kind sein möchte, aber man es ihr niemals gestattet hat, da sie nicht weiß, wem sie trauen kann.

Logan The Wolverin Dafne Keen als X-23
In Zeiten, wo Emotionen in Hollywood nur noch mit einer Checkliste abgehakt werden, ist es schön eine Jungschauspielerin zu sehen, die in einem wirkliche Emotionen wecken kann. Lasst euch gesagt sein, dass diese junge Dame noch eine ordentliche Karriere vor sich hat! Ich wünsche ihr alles Gute!

Ebenfalls bemerkenswert ist die Integration des Source-Materials, sprich der originalen X-Men-Comics selbst. Wie schon in den Trailern zu sehen, spielen die originalen Hefte eine wichtige Rolle in Logan und sie sind nicht nur ein kleiner Gag, sondern sind Schlüsselobjekte für die eigentliche Handlung. Daumen hoch dafür! Es ist eine clevere Methode den Ursprüngen seinen Tribut zu zollen.

Bis hierhin scheint ja alles rund zu laufen für Logan und in der Tat, die erste Hälfte des Films grenzt an den einen perfekten Wolverine-Film! Alles ist da, was da sein sollte. Action, Gore, Charakterinteraktionen und ein klein wenig Humor, der dafür aber auch immer zündet. Alles Super also. Tja nun alles läuft rund bis es zu einem gewissen WTF-Moment kommt (Die, die den Film gesehen haben, wissen was ich meine). Nach diesem einen Moment wird ein großartiger Film leider zu einem durchschnittlichen bis guten Film degradiert.

Logan the Wolverine der Film
Die zweite Hälfte implementiert einen neuen Antagonisten, und dieser war einfach überflüssig. Es reduziert die von Boyd Holbrooks gespielte Rolle als Gegenspieler immens. Obwohl er durchaus Potenzial gehabt hätte gen Ende einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen – aber Pustekuchen.

Der Film verliert sich irgendwo. Spannende Handlungselemente, aus denen man etwas hätte machen können, werden fallen gelassen und es beginnt gefühlt ein ganz anderer Film. Ein Film der leider nicht mit der grandiosen ersten Hälfte mithalten kann. Die zweite Hälfte ist keineswegs eine Katastrophe aber es erinnert zu sehr an die alten X-Men-Filme und eben auch deren Probleme.

Am absoluten Tiefpunkt des Films rief eine Szene Gelächter im Publikum hervor, die eigentlich einen großen emotinalen Zusammenbruch darstellen sollte. Es war wirklich sehr unangenehm zum Ansehen, dass eine Szene absolut das Gegenteil an Emotionen hervor rief, als sie eigentlich sollte. Ich selbst war mir auch unsicher, ob ich nun lachen oder Mitleid empfinden sollte.

Logan Hugh Jackman
Ich möchte aber trotzdem lobende Worte für das eigentliche Ende aussprechen. Das Ende ist so, wie es sein soll und wird durch eine kleine und simple Geste abgerundet, die passender nicht hätte sein können.

Was bleibt mir abschließend zu sagen? Ist es nun der erste gute Wolverine-Film? Ja, ist es – Aber leider ist es nicht das Meisterwerk, auf das wir gehofft hatten. Trotzdem ist genug gutes Material darin, was einen geneigten X-Men-Fan bei der Stange hält. Ich empfehle den Gang ins Kino. Die erste Hälfte ist das Geld durchaus wert, nur bringt für den Rest ordentlich Sitzfleisch mit, da es sich etwas ziehen kann und stellenweise der Ton des Films nicht mehr das ist, was der erste Trailer versprach.

Logen The Wolverine

Daher tue ich mich mit einer Bewertung sehr schwer. Als ich das Kino verließ war ich sehr ernüchtert. Jetzt, wo ich eine Nacht drüber geschlafen habe, habe ich schon das Bedürfnis einige Szenen nochmal sehen zu wollen. Während ich diese Kritik hier schreibe, läuft im Hintergrund eine Playlist mit vielen Liedern aus den X-Men-Filmen und es macht mich ein wenig melancholisch, zu wissen, dass die Ära Wolverines vorbei ist (ob das wirklich so bleibt, bleibt abzuwarten).

Wer mich kennt, weiß dass ich mich gerne an Kleinigkeiten aufrege und gerade eine vermasselte zweite Hälfte treibt mich normalerweise zur Weisglut, aber in diesem Fall möchte ich nicht wütend sein. Klar, ich finde es schade um das verschenkte Potenzial, aber die guten Szenen haben einfach einen zu großen Impact bei mir hinterlassen, als dass ich diesen Film schlecht reden will. Wir haben endlich einen Film bekommen, der Wolverine gerecht wurde und das ist mehr als ich mir nach den beiden Vorgängerfilmen erhofft hatte. Den ersten wirklich guten Wolverine-Film.

Ich vergebe also sieben von zehn (7/10) Punkten für Logan. Er darf sich gerne zu den guten X-Men-Filmen stellen, da er Fans endlich das geboten hat, was sie von Wolverine schon immer sehen wollten.

Blut und Emotionen.

Und falls ihr nach dem Film auch so ‘ne Schmolllippe habt wie ich, dann gebt euch einfach das Intro der 90er Jahre X-Men-Cartoon-Serie!
Viel Spaß mit diesem Ohrwurm!

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Bilder oben © Twentieth Century Fox of Germany GmbH

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2 Comments

  • Zu allererst
    Bruno, sehr gut geschriebene Kritik. :-)
    Ich habe mir “Logan” mittlerweile zweimal angeschaut und auch nach dem zweiten Mal war ich nicht vollends begeistert. Habe mir einfach irgendwie mehr erhofft…
    Dennoch kann man ihn mal gesehen haben.
    Ich stimme so ziemlich mit der oben zu lesenden Kritik überein.
    Weiter so an Bruno und eine schöne Woche noch.
    Lg Paula

    P.S. Jetzt hab ich tatsächlich einen Ohrwurm. :-p

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